Juli 2025

Johannes Bächer:
Echte soziale Kontakte sind durch nichts ersetzbar

Johannes Bächer ist 22 Jahre alt und studiert im 8. Semester Medizin. Der Regensburger ist sowohl sozial wie auch in seinem Studium sehr engagiert. Mit den Forschungen für seine Doktorarbeit, die sich mit dem Hepatitis-B-Virus beschäftigt, ist er bereits im 4. Semester gestartet.

Sie haben mitten in der Corona-Zeit Ihr Medizinstudium begonnen – wie haben Sie diese Zeit erlebt und was hat Ihnen besonders geholfen, dranzubleiben?

Ich hatte Glück, dass unsere Orientierungseinheit damals noch weitestgehend in Person stattfinden konnte und ich so noch relativ gut Anschluss zu meinen Kommiliton:innen gefunden habe. Echte soziale Kontakte und Freunde sind durch nichts ersetzbar und haben es mir erleichtert, die Anatomie-Atlanten in den ersten Semestern zu büffeln. Zudem war es für mich immer große Motivation, mein Ziel, einmal Arzt zu sein, klar vor Augen zu sehen, auch wenn einem das durch den ,Online-Unterricht‘ oft nicht leicht gemacht wurde. Vor allem ist das Medizinstudium für mich aber ein hochinteressantes und vielseitiges Studium und es gab kaum Fächer, für die ich mich nicht begeistern konnte.

Was bedeutet das Deutschlandstipendium der UGH für Sie?

Das Deutschlandstipendium ermöglicht es mir, mich voll und ganz auf mein Studium zu konzentrieren und mich nebenbei auch noch anderen Interessen und Engagements zu widmen. Durch den interdisziplinären Austausch und die Veranstaltungen des Deutschlandstipendiums erhielt ich außerdem immer wieder wertvollen Input. Ich durfte bereits tolle Leute kennenlernen, die entweder meine Lebensphilosophie teilen oder aber durch einen Perspektivenwechsel meinen Horizont erweiterten.

Ihre Doktorarbeit befasst sich mit grundlegender Forschung zum Hepatitis-B-Virus. Was reizt Sie daran?

Das Hepatitis-B-Virus ist ein gefürchtetes Virus, das die Leber befällt und nach wie vor nicht heilbar ist. Trotz wirksamer Impfung sind weltweit beinahe 300 Millionen Menschen infiziert, die chronisch an dieser Infektion leiden und teilweise verfrüht an ihren Folgen sterben. Neben der hohen Relevanz reizt mich vor allem, wie komplex das Virus aufgebaut ist und sich über Jahrtausende zusammen mit dem Menschen entwickelt und ständig neu angepasst hat – was es herausfordernd macht, Wege zu finden, es vollständig aus unseren Leberzellen zu entfernen. Die Leber ist ein strukturell und biochemisch hochkomplexes Organ. Auch das Zusammenspiel zwischen lokalen Faktoren im Organ selbst, wie z. B. Immunzellen und systemischen Faktoren wie die Viruslast im Blut, spielen eine Rolle für den Krankheitslauf. Daher erfordern diese Studien nach wie vor Tiermodelle – wobei humanisierte Mäuse zurzeit der Goldstandart sind, die auch wir verwenden. Es gilt natürlich, Tierexperimente gezielt einzusetzen und Nutzen sowie Alternativen immer kritisch zu hinterfragen. All das und weitere ethisch-praktische Aspekte werden in den in Deutschland verpflichtenden Tierkursen gelehrt und für die Arbeit mit Versuchstieren vorausgesetzt.

Ehrenamtlich sind sie vielfach aktiv: als Tutor bei einem studentischen Ultraschallkurs, zudem haben Sie die Grundausbildung der Freiwilligen Feuerwehr absolviert. Was motiviert Sie?

Ich durfte in Deutschland in einer geschützten Umgebung aufwachsen und erhielt einen leichten Zugang zu Bildung. Daher war es für mich schon immer etwas Naheliegendes, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Ich finde jedoch, Engagement sollte authentisch sein und zu einem passen: Wenn ich meine eigenen Interessen und Fähigkeiten damit verbinden kann, Menschen etwas Gutes zu tun, ihnen Dinge beizubringen oder gar in Notsituationen zu helfen, ist das zwar für mich sehr erfüllend, bildet meiner Meinung nach aber auch die Basis für eine stabile Gesellschaft, in der wir uns gegenseitig helfen, unterstützen und es nicht immer nur heißt: Was nützt es mir.

Vorgestellt von Katrin Meyer